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»Ein vielschichtiges
Multitalent«

natürlich HAMM Winter 2023 – Seite 4

Rubrik: Titelthemen

Autorin:
Lukas Rummeny

Unsere Haut hat zahlreiche Funktionen

Jeden Tag sehen und fühlen wir unsere Haut. Sie ist für die meisten von uns die Oberfläche, die wir besonders pflegen und präsentieren müssen. Es sind aber nicht nur die ästhetischen Gründe, weswegen wir auf unsere Haut achten sollten.

Die Haut ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivität eines Menschen. Reine Haut, ohne Pickel, größere Rötungen und Unreinheiten, gilt bei uns als schön. Aber nicht das Aussehen, sondern die Widerstandsfähigkeit ist das wichtigste Merkmal der Haut. Unter der Haut befinden sich die meisten wichtigen Organe und Bestandteile des Körpers und auch die entscheidenden Prozesse finden hier statt.

Schutz und Speicher

Die Haut hält negative äußere Einflüsse vom Körper ab. Dazu gehören Sonnenlicht, große Hitze, aber auch Schadstoffe, wie etwa Abgase. Dass unsere Haut diese Einflüsse erfolgreich abwehrt, bemerken wir an Veränderungen wie gebräunter Haut und Dreck. Wer sich so einsetzt, der braucht selbst Hilfe. Diese Hilfe gibt sich die Haut mitunter selbst. Ein Beispiel ist Austrocknung. Ist die Haut sehr trocken, werden die Talgdrüsen aktiv und geben Talg auf die entsprechende Stelle ab. Dadurch erhält die Haut auch wieder Feuchtigkeit.

Die Drüsen weisen auf eine andere Funktion der Haut hin: das Speichern. Die Haut ist ein wichtiger Speicher für viele Mikro- und Nährstoffe für unseren Körper. Viele Hautkrankheiten können daher auf entsprechende Mängel zurückgeführt werden. Genaueres wird über ein Blutbild festgestellt.

Bei der Regulierung der Körpertemperatur spielt die Haut auch eine wichtige Rolle. Sie ist wichtig für die Körperschalentemperatur. Diese kann sich durch den Außenkontakt, etwa mit einer Heizfläche, ändern. Über verschiedene Prozesse wird die Temperatur der Körperkerntemperatur angepasst und somit der Körper vor den Auswirkungen extremer Temperaturen geschützt.

Kommunikation – mit allen Sinnen

Die Wärmeregulierung weist auf eine weitere wichtige Funktion der Haut hin: den Tastsinn. Über die gesamten 1,8 m2 nimmt die Haut die Dinge wahr, die auf oder an ihr liegen. Unter den Hautschichten liegen Rezeptoren und bringen das Ertastete oder Gefühlte als Impulse in das zentrale Nervensystem.

Die Haut kann aber nicht nur empfangen, sondern auch senden. In der zwischenmenschlichen Kommunikation sendet sie Hormone in Richtung des Gegenübers aus, das diese über die Nase aufnimmt. Der Satz „Den kann ich nicht riechen“, um eine unsympathische Person zu beschreiben, ist daher nicht falsch. Über die Hormone entscheiden wir mit, wie sehr uns ein Mensch sympathisch ist oder auch nicht. Sender und Empfänger wird die Haut zur selben Zeit, sobald eine Beziehung körperlich wird. Der Ausschuss der Hormons Pheromon vermittelt dem Sexualpartner die Bereitschaft zum Geschlechtsverkehr. Als Tastorgan spielt sie zudem eine Rolle, wenn wir durch Streicheleinheiten Trost spenden oder empfangen.

Schicht für Schicht

Unsere Haut übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben. Dass sie das schafft, liegt auch an ihren unterschiedlichen Schichten, die mit ihren jeweiligen Eigenschaften unterschiedliche Funktionen übernehmen. Aber wer macht was?

Die Unterhaut: Die Unterhaut, auch Subcutis, besteht aus einem lockeren Bindegewebe. Unter ihr befinden sich die Knochen, Faszien und Sehnen. Der elastische Zustand der untersten Schicht entsteht durch den hohen Fettanteil. Dieser macht aus der Unterhaut einen Isolator, der die Körperkern- von der Körperschalentemperatur trennt.

Dank dieses hohen Anteils spielt die Unterhaut eine wichtige Rolle beim Schutz unseres Immunsystems. Als Isolation hält sie die häufig niedrigere Körperschalentemperatur von der wärmeren und entscheidenden Körperkerntemperatur fern. Der hohe Fettanteil macht die Unterhaut auch zum wichtigen Energiespeicher, wodurch ihr eine wichtige Aufgabe für die Muskulatur zukommt. Die Fettschicht bietet zudem Schutz für Blut- und Nervenbahnen, die durch die Unterhaut verlaufen.

Die Lederhaut: Nein, sie trägt als mittlere Hautschicht nicht echtes Leder. Diesen Namen hat die Dermis nur, weil sie der Teil der Haut von Wirbelwesen ist, der beim Gerben zu Leder wird. Sie besteht aus zwei unterschiedlichen Arten von Bindegewebsfasern, die ineinander übergehen.

Die mittlere Hautschicht dient der Versorgung der obersten Schicht. Über sie gelangen wichtige Nährstoffe in den äußersten Bereich. Drüsen und Haare befinden sich hier auch in dieser Schicht. So ist eine gesunde Lederhaut entscheidend für die Produktion von Talg und Schweiß und wichtig für die Gesundheit der Haut.

Die Oberhaut: Kommen wir zur Schicht, die wir jeden Tag sehen und die wir mit Hautgesundheit und -pflege verbinden: die Epidermis. Dank der Hornschicht, zu der die Oberhaut aus 90 Prozent besteht, bietet sie einen starken Schutz vor Krankheitserregern aus der Umgebung. Die restlichen 10 Prozent bildet eine darunterliegende unverhornte Keimschicht. Aufgrund dieser Zusammensetzung befinden sich keine Gefäße, Nervenbahnen, Drüsen oder anderen  wichtigen Elemente in der Oberhaut.

Die Dicke der Oberhaut variiert je nach Anspruch. So ist sie an Stellen, die häufig bewegt werden, wie den Augenlidern, 0,03 Millimeter dick, während sie an den Handinnenflächen, die geringere mechanische Ansprüche erfüllen müssen, 0,05 Millimeter aufweist. Ein kleiner Unterschied, der aber evolutionär ausschlaggebend für den menschlichen Bewegungsapparat ist.

Die Haut ist ein Multitalent mit vielen Schichten. Nur wenige Organe können es, was die Anzahl der Aufgaben angeht, mit der Haut aufnehmen. Ihre wichtigste dabei ist es, die Haut von äußeren Einflüssen zu schützen und einen reibungslosen Ablauf des Organismus zu garantieren. Eine gesunde Haut ist somit ein elementarer Bestandteil für ein gesundes Leben.

Lukas Rummeny