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»Die Experten für das ,Bumpern’«

natürlich HAMM Frühling 2023 – Seite 8

Rubrik: Titelthemen

Autorin: Lukas Rummeny

Womit beschäftigt sich die Kardiologie?

Wenn der Hausarzt Probleme mit dem ­Herzen diagnostiziert, leitet er gerne an die Kar­diologie weiter. Die Fachmediziner haben sich auf die Behandlung von Krankheiten und Beschwerden von Herz, Kreislauf und Blut spezialisiert. In diesem Aufgabenbereich gibt es aber auch viele Schnittmengen mit und feine Unterschiede zu anderen Fachgebieten. Grund genug, die Kardiologie mal genauer zu durchleuchten.

Die Kardiologie ist in der Medizin ein sehr ­spezielles Feld. Es gehört zu den zahlreichen Arbeitsgebieten der Inneren Medizin, unter dem alle ärztlichen Arbeiten an den Organen zusammengefasst sind. Die Kardiologie umfasst alle Behandlungen des Herz-Kreislauf-Systems.

Da das Herz-Kreislauf-System aber mit allen anderen Bereichen des Körpers zusammenhängt, gibt es Abgrenzungen zu anderen Unterbereichen der Inneren Medizin. Diese Abgrenzungen sind mal mehr, mal weniger deutlich. So sind die Grenzen zur Pneumologie, die sich mit der Lunge beschäftigt, oder zur Angiologie, dem medizinischen Fachgebiet für Gefäße, sehr deutlich gezogen. Die deutliche Unterscheidung der Aufgabengebiete bedeutet aber nicht, dass kein Austausch zwischen den Fachärzten zur Behandlung statt­findet.  Um einiges häufiger findet dieser Austausch für Kardiologen mit Herzchirurgen statt. Zwischen diesen beiden ist die Trennlinie wesentlich unschärfer. Wenn Kardiologen in der Diagnose eines Herzens eine Operation für unausweichlich halten, besprechen sie mit den Herz­chirurgen entsprechende Verfahren. Die ­Chirurgen kennen die Vorgehensweisen, können die Gefahren eines Eingriffs besser einschätzen und unterstützen bei der Patientenaufklärung.

Ruhe, Belastung, Langzeit

Was erwartet aber einen Patienten in der Kardiologie? Wie bei jedem anderen Arzt erst einmal eine Bestandsaufnahme. Das bedeutet beim Kardiologen neben der Anamnese, dem medizinischen Vorgespräch, häufig eine Aufnahme der Herzleistung. Der Klassiker ist dabei das elektronische Kardiogramm, EKG. Dabei werden die elektrischen Impulse in den Herzmuskelfasern erfasst und daran die Herzaktivität gemessen. Diese Impulse gehen vom Sinusknoten aus und stehen am Anfang eines jeden Herzschlags. Ein EKG kann in drei Kategorien aufgezeichnet werden. Ganz klassisch gibt es das Ruhe-EKG. Die Aufzeichnung findet dann beim liegenden Patienten statt. Wie die Herz­aktivität über einen Tag aussieht, erkennen die Kardiologen bei einem Langzeit-EKG, das aufgezeichnet wird, während der Patient einen normalen Tag verlebt. Das Belastungs-EKG wird während einer starken körperlichen Belastung aufgenommen, etwa auf einem Fitness-Rad. Eine gesteigerte Form des Belastungs-EKGs ist die Ergometrie. Dabei wird der Schwierigkeitsgrad für den Patienten bis zur Belastungsgrenze erhöht. Die Mediziner können dabei feststellen, wann die Sauerstoffversorgung des Blutes zu niedrig ist oder ab welcher Belastung Rhythmusstörungen zu vernehmen sind.

Eine weitere Methode der Aufzeichnung des Herzens ist die Echokardiografie. Dabei werden mithilfe von Tönen die Lage, Größe und Struktur des Herzens festgestellt. Somit wird etwa die Wanddicke festgestellt und das Aussehen von Klappen und Höhlen aufgezeichnet. Auch eine bildliche Beobachtung der Funktion ist dadurch möglich.

Ein spezielleres Verfahren der Echokardio­grafie ist die transösophageale Echokardiografie,
die mit TEE abgekürzt wird. Dabei schluckt der Patient einen Schlauch mit einem Ultraschallkopf. Dieser Schlauch zieht dann seinen Weg durch die Speiseröhre, aus dem Lateinischen eingedeutscht Ösophagus, bis zur Höhe des Herzens. Da die Speiseröhre sehr nah am Herzen verläuft, können von dort aus bessere Aufnahmen des Herzens gemacht werden als von außerhalb des Körpers.

Kardiologen stellen auch fest, wann das Herz Hilfsmittel benötigt. Das gilt sowohl beim Verschreiben von Medikamenten als auch bei der Einschätzung zum Einsatz anderer Hilfsmittel. So eines sind etwa Schrittmacher, die bei ­starken Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden, um einem drohenden Herztod vorzubeugen. Der Schrittmacher, der notwendige elektrische Impulse abgeben kann, wird in der Brust eingesetzt und ist über eine Vene direkt mit dem Herzmuskel verbunden. Die leistungsfähige Batterie hält 5 bis 15 Jahre. Erst danach muss sie, in einem operativen Verfahren, ausgetauscht werden.

Einige Probleme des Herzens haben ihren Ursprung an den Herzkranzgefäßen. Diese können sich auch verengen und somit die Gefahr eines Herzinfarkts deutlich erhöhen. Eine mögliche Therapie dagegen ist eine PTCA. Bei der perkutanen transluminalen koronaren Angioplastie wird ein Stent aus Metall oder Kunststoff in das betroffene Gefäß gesetzt. Dieser dient zur Stabilisierung des Gefäßes und lässt das Blut wieder problemlos durchlaufen. Manche Stents haben auch einen Ballonkatheter an ihrem Ende. Das Kunststoffstück unterstützt die Stabilisierung des Herzkranzgefäßes.

So speziell die Kardiologie ist, so umfangreich sind ihre Behandlungsmethoden. Kardiologen können uns sehr viel über unsere Belastungs- und Leistungsfähigkeit mitteilen. Sie helfen uns, ein unbeschwertes Leben zu führen, indem sie auf das richtige „Bumpern“ unseres Herzens achten.