Hat die gedruckte Verbandszeitschrift bald ausgedient?
Wirft man einen Blick auf die Entwicklung der Papier- und Produktionspreise von gedruckten Mitgliederzeitschiften eines Verbandes, könnte schnell die Idee aufkommen, dass Kosten und Nutzen hier aus dem Gleichgewicht geraten. Warum der Nutzen einer Verbandszeitschrift immer noch in einigen Punkten deutlich vor ihrem digitalen Zwilling steht und wie sich Zeitschriften gezielt querfinanzieren lassen, haben wir bereits in diversen Beiträgen „Print ist tot, es lebe Print!“, „Wofür Papier wichtig bleibt…“ und „Anzeigenmanagement so schaffen Sie sich ein finanzielles Polster“ ausführlich beleuchtet. In diesem Beitrag wollen wir uns gerade deshalb mit den Möglichkeiten der digitalen Ausgabe einer Zeitschrift befassen und betrachten, welche Chancen sie für Ihren Verband bieten kann.
Zeitschrift auf Artikelbasis statt PDF
Die klassische, gedruckte Verbandzeitschrift verfolgt einige Richtlinien und produktionsbedingte Regeln. So ist beispielsweise die Erscheinung üblicherweise an feste Termine bzw. einen Rhythmus geknüpft. Ebenso muss die Seitenzahl produktionsbedingt immer durch die Zahl vier teilbar sein. Im digitalen Raum fallen viele dieser Restriktionen weg; die technischen Herausforderungen liegen in anderen Bereichen. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Muster über Bord geworfen werden müssen oder sollten, und die Mitgliederzeitschrift einem Onlinemagazin ohne aufeinander aufbauende Themen gleichen wird. Vielmehr bietet es den Redakteuren:innen und Schriftleitern:innen die Möglichkeit, bewährte Methoden mit den Vorzügen des digitalen Raumes noch enger zu verknüpfen.
Wer jetzt allerdings daran denkt, eine PDF-Datei seiner gedruckten Variante auf die eigene Website zu stellen und somit „eine digitale Ausgabe“ geschaffen zu haben, lässt großes Potential verstreichen. Eine PDF-Datei bleibt für das ihr vorbestimmte Medium optimiert. Niemand liest gerne eine auf das Format DIN A4 angelegte PDF auf seinem Tablet oder gar Smartphone. Was kann man also tun?
Eine Lösung findet sich in der digitalen Veröffentlichung von Mitgliederzeitschrift auf Basis von HTML-Artikeln. Hierbei wird jeder Artikel als eigenständiger Beitrag gesehen und als Unterseite der aktuellen Zeitschriftenausgabe gesetzt. Definiert werden nur Formate wie Überschrift und Fließtext. Der gesamte Umbruch wird automatisch an das jeweilige Endgerät angepasst. So wird die Lesbarkeit deutlich verbessert. Ein weiterer Vorteil ist auch die nun mögliche Suchmaschinenoptimierung (SEO). Google und andere Suchmaschinen sind durch die Einbindung des Textes im HTML-Format in der Lage, den Text in ihren Index aufzunehmen und ihn bei Eingabe von zum Artikel passenden Keywords in der Suchanfrage als Ergebnis mit auszuspielen. Das resultiert in einer höheren Sichtbarkeit der Website und zahlt für den Verband positiv in einem Ausbau des Experten-Status zu entsprechenden Themen ein.
Gehen wir eine Stufe weiter, kommen wir zu der Übersicht einer Zeitschriftenausgabe. Um die Ausgabe zu gliedern, empfiehlt sich der Aufbau nach dem Vorbild des Printmediums. Das Coverbild gibt Orientierung und schafft Wiedererkennungswert, im Editorial wird der Inhalt, sowie das Oberthema kurz vorgestellt. Im mittleren Bereich dieser Seite finden sich die einzelnen Rubriken wieder, die ihre in der Zeitschrift zugeordneten Artikel beherbergen. Für den Download der gesetzten Zeitschrift im PDF-Format ist ein Button zum Download am unteren Rand des Coverbildes gesetzt worden.
Zuletzt fehlt noch eine Übersicht aller Ausgaben Ihrer Mitgliederzeitschrift, die alle Zeitschriften der Vergangenheit übersichtlich auflistet. Im dargestellten Wireframe können wir eine große Auswahl der letzten Coverbilder erkennen. Sie sind typischerweise chronologisch sortiert und mit dem Erscheinungsdatum versehen.
Vorteile der digitalen Mitgliederzeitschrift
Genau wie das gedruckte Mitgliedermagazin hat auch die digitale Ausgabe in bestimmten Bereichen ihre großen Vorzüge. So sind zum Beispiel jederzeit alle vergangenen Ausgaben digital erreichbar und können auf der Website sowie per App (Voraussetzung: Wilke Verbände-App) abgerufen werden.
Zudem können Artikel auch durchsucht und kategorisiert werden. Sie müssen also nicht genau wissen, wo sie etwas finden, sondern nur, zu welchem Thema Sie Informationen wünschen. Ein wirklich großer Vorteil gerade für neue Mitglieder, die sich über bereits diskutierte Themen informieren möchten! Der Verband kann somit eine Art „Wissensdatenbank“ für das Mitglied bereit stellen und noch stärker als Informationspunkt dienen.
Im Vergleich zur aktuell noch weit verbreiteten Methode der „Online PDF“ ist das Format eines im HTML gesetzten Magazins responsiv für alle Bildschirmformate. Es kann also vom Smartphone bis zum Desktop-PC auf allen Bildschirmformaten gleichermaßen gut gelesen werden.
Des weiteren bietet ein Aufbau im HTML die Möglichkeit, weiterführende Medien (z. B. Video, Audio) anstelle einer Verlinkung im PDF direkt einzubinden. Das führt zu deutlich geringeren Absprungraten von der Website des Verbandes. Denn sind die Nutzerinnen und Nutzer erst einmal auf einer Plattform wie „YouTube“ gelandet, kommen sie häufig nicht zurück.
Paywall für Nicht-Mitglieder
Aber was ist, wenn die Verbandszeitschrift nicht für alle Nutzerinnen und Nutzer der Website gleichermaßen sichtbar sein soll? Schließlich sind die Informationen spezifisch für (zahlende) Mitglieder bestimmt.
Bisher wurden in diesem Fall die PDF-Datein des Magazins häufig in den per Passwort geschützten Mitgleiderbereich verschoben. Ein großer Nachteil, denn die Vielfalt an Themen und deren Ausarbeitung kann gerade für potentielle Neumitglieder ein entscheidender Grund für den Eintritt in den Verband werden. Eine Lösung ist die bereits aus großen Onlinemagazinen bekannte „Paywall“. Artikel, die mit einer Paywall geschützt werden, lassen es zu, dass die ersten paar Sätze angelesen werden können, das Weiterlesen jedoch nur nach Anmeldung möglich ist (Beispiel). So können nur Mitglieder mit gültigen Zugangsdaten auf bestimmte Artikel zugreifen, während allen weiteren Nutzerinnen und Nutzer dieser Zugriff verwehrt bleibt.
Diese Beschränkung muss nicht für ein ganzes Magazin vergeben werden, sondern kann je Artikel eingestellt werden. So bleibt beispielsweise der Bericht über die gelungene Veranstaltung öffentlich, während Information zur aktuellen Tarifverhandlung dem Mitglied vorbehalten bleibt.
Zusammenfassung
Die Veröffentlichung der analogen Verbandszeitschrift als Online-Ausgabe im PDF-Format hat ausgedient. Es ist Zeit, dem gedruckten Magazin einen Zwilling an die Seite zu stellen, der auf allen Geräten gleichermaßen gut lesbar ist und gleichzeitig für die Nutzung in einer App vorbereitet ist. Mit einer Paywall lassen sich dabei wichtige Informationen exklusiv für Mitglieder anbieten, während potentielle Neumitgliedern gleichzeitig einen Vorgeschmack von der eindrucksvollen Verbandsarbeit erhalten.
Durch die nun mögliche Suchmaschinenoptimierung kann der Verband zu relevanten Themen noch besser gefunden werden und seine Reichweite sowie den Expertenstatus weiter ausbauen.
Haben Sie Fragen zu diesem Thema oder suchen Sie nach Unterstützung bei der Umsetzung? Sprechen Sie uns gerne unverbindlich an. Wir freuen uns auf Sie!