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Eine schnelle Sache

Was hat es mit unseren Reflexen auf sich?

Sie gehören zu den Handlungen, die wir sehr häufig am Tag durchführen, aber die wir am wenigsten wahrnehmen. Reflexe sind eine außergewöhnliche Form des Selbstschutzes. Grund genug, mehr über ihre Funktionen, ihr Entstehen und über die Unterschiede zu erfahren. Es heißt, dass der Mensch nur einen geringen Teil seines Gehirns bewusst benutzt. Alles Weitere passiere unbewusst. Würden wir alle Vorgänge, die wir die ganze Zeit ausführen, bewusst wahrnehmen, erlitten wir schnell einen Hirninfarkt. So ist es auch mit den Reflexen. Sie geschehen ohne unser bewusstes Zutun und doch müssen einige Bedingungen stimmen, damit sie funktionieren.

Zu unserem eigenen Schutz

Reflexe sind da, um uns zu schützen. Sie sorgen etwa dafür, dass Fremdkörper nicht in unseren Körper oder unsere Organe gelangen und wichtige Körperfunktionen stören. So auch der Lidschlussreflex. Dieser sorgt für eine Schließung des Augenlids, wenn sich ein Partikel dem Auge nähert. Diese Sekundenbruchteile sind entscheidend, um die Gesundheit und Funktion des Auges zu gewährleisten.

Reflexe sind automatische und schematische Verhalten, die jedes Lebewesen beherrscht. Sie sind mitunter überlebenswichtig und setzen eine gute Wahrnehmung der Umgebung voraus. Unsere Sinne nehmen die ganze Zeit die Dinge wahr, die sich um uns befinden oder geschehen. Haben wir Probleme mit der Wahrnehmung, können unsere Reflexe im Bedarfsfall nicht richtig reagieren und wir sind einer Gefahr ausgesetzt. Reflexe sind also elementar wichtig für unsere Unversehrtheit.

Viele Wege zum Reflex

So schnell die Funktion von Reflexen erklärt ist, so unterschiedlich können sie selbst sein. Die Mediziner unterscheiden zwischen dem Eigen- und dem Fremdreflex. Der Unterschied besteht darin, wie viele Organe an der Reflexausführung beteiligt sind. Beim Eigenreflex ist es nur eines. Hierzu gehören Reflexe, die durch Schläge auf Sehnen ausgelöst werden, wie der Patellarsehnenreflex im Knie. Dem Schlag folgt sofort die Reaktion des Muskels, ohne dass ein Signal an eine andere Körperstelle abgegeben werden muss. Anders beim Fremdreflex. Ein solcher ist der eben erwähnte Lidschlussreflex. Die Hornhaut nimmt die Gefahr durch den Partikel wahr und sendet einen Impuls zum Gehirn. Dieses gibt sofort den Impuls zur Schließung des Lides an die entsprechende Muskulatur weiter.

Es gibt aber auch Reflexe, die der Mensch verlernt. So etwa die frühkindlichen Reflexe, die für Säuglinge lebensnotwendig sind. Drückt man bei Neugeborenen auf die Handinnenfläche, schließen sich die Finger. Dieser Reflex ist für Säuglinge wichtig, um sich an der Mutter festzuhalten. Da der Mensch aber sehr früh andere Fähigkeiten braucht, um Nahrung und Schutz zu finden, entwickeln sich die frühkindlichen Reflexe zurück. Anders ist es bei erworbenen Reflexen. Diese sind antrainiert bzw. wir können sie uns aneignen. Ihre Definition geht auf den russischen Physiologen Iwan Pawlow zurück (1849–1936), weswegen sie auch Pawlow’sche Reflexe genannt werden. Er hat, bevor er seinem Hund etwas zu fressen gab, eine Glocke geläutet. Nach einiger Zeit war der Hund so trainiert, dass bei jedem Glockenläuten sein Speichelfluss einsetzte. Dass das auch bei Menschen funktioniert, erleben diejenigen, die Kriegserfahrungen gemacht haben. Wenn die Feuerwehr etwa einen Probealarm durchführt, ist es der gleiche Ton wie beim Fliegeralarm, somit haben diese Menschen den Reflex, Keller- und Schutzräume aufzusuchen, wenn sie ihn hören.

Unglaublich schnell und ebenso wichtig – auch wenn wir sie nicht immer bemerken, können wir auf unsere Reflexe nicht verzichten. Eigentlich ein Grund, mal genauer auf sie zu achten, sofern wir das überhaupt können.

Lukas Rummeny

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