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»Der Schatz am Wasser«

natürlich HAMM Sommer 2021 – Seite 17 – Lesezeit: ca. 2,5 Minuten

Rubrik: Aus Praxis & Region

Autorin: Meike Jänsch

Der Hafen blickt auf eine über 100-jährige Ge­schichte zurück. Trotzdem ist er vielen Menschen in Hamm weitgehend unbekannt. Im Interview erklärt Wirtschaftsförderer Professor Dr. Karl-Georg Steffens, warum der Hafen für die heimische Wirtschaft ein großer Standortvorteil ist – und warum die Bedeutung in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. 

Nach Dortmund bietet Hamm den größten öffentlichen Kanalhafen Deutschlands: Warum ist das so wenigen Menschen bewusst? 

Steffens: Der heimischen Wirtschaft ist die Bedeutung des Hafens sehr bewusst – das gilt insbesondere für die Hafenanrainer. Allein die Firma Jäckering hat zuletzt 60 Millionen Euro in den Bau eines neuen Mühlenwerkes investiert. Deutlicher kann man sich nicht zu einem Standort bekennen. Neben den Stadtwerken als Betreiber zeigt auch der Hafeninteressenverein ein großes Engagement, für das ich sehr dankbar bin: Hier sind Menschen am Werk, die ­wissen, was sie tun. Stellvertretend für die Mitglieder nenne ich den Namen Bertram Brökelmann, der aus tiefer Überzeug für die Vorzüge der „Hafenstadt Hamm“ wirbt.

Die Frage zielte eher auf weite Teile der Bevölkerung ab …

Steffens: Der Hafen ist vor allem ein Arbeitsplatz, weniger ein Ort zum Flanieren. Trotzdem gibt es immer mehr Menschen, die den Hafen für sich entdecken: Das ist in erster Linie auf das Fitnessstudio „Aktivita“ zurückzuführen. Einen ähnlich positiven Effekt erhoffe ich mir durch den neuen Beachclub „Anker & Herz“. Wenn das Wetter halbwegs passt, wird das ein großer Erfolg. Da bin ich mir ziemlich sicher: Schließlich bietet der Hafen eine ganz besondere Atmosphäre. Man kann Karsten Plaß als Betreiber des neuen Beachclubs zu seiner Entscheidung gratulieren.

Der Hammer Hafen bietet Arbeit für mehrere tausend Menschen. Jährlich werden über 1,5 Millionen Tonnen Waren umgeschlagen: Was macht den Hafen so erfolgreich?

Steffens: Wir haben einen riesigen Einzugs­bereich. Die Waren gehen von hier aus ins gesamte südliche Westfalen, nach Ostwestfalen und in weite Teile des Münsterlandes. Zudem ist der Hafen Hamm nicht nur Umschlagplatz, ­sondern auch Produktionsstandort: Das unterscheidet uns von den meisten anderen Häfen. Durch die Erweiterung von Kanal und Hafen sind wir für die nächsten Jahre gut gerüstet. Dadurch erfüllen wir die Europa-Norm, sodass uns auch Schiffe bis zu einer Länge von 135 Metern anfahren können.

Also wird der Hammer Hafen in Zukunft noch wichtiger?

Steffens: Davon darf man ausgehen. Insbesondere wenn es uns gelingt, den ehemaligen Rangierbahnhof zu reaktivieren. Dafür tun wir alles Menschenmögliche. Für unsere heimischen Unternehmen ist es ein großer Standortvorteil, dass sie ihre Waren über Wasser, Schiene und Straße – also trimodal – auf den Weg bringen können. Diese Möglichkeiten wollen wir in Zukunft noch intensiver ausschöpfen. In welche Richtung das Ganze gehen kann, zeigt aktuell das Beispiel „Lanfer“: Mit dem neuen „Maxi ­Terminal“ entsteht für die Chemiewirtschaft ein Logistik-Drehkreuz, das zukünftig zu den größten in Deutschland gehören wird.

Ein Wahrzeichen des Hafens ist der alte Rhenus-Kran: Im April wurde dieser nach aufwendiger Sanierung spektakulär beleuchtet. An der Aktion des Hammer Architekten Wolfgang ­Feigel war auch die Wirtschaftsförderung beteiligt. Ist eine dauerhafte Beleuchtung denkbar? 

Steffens: Genau das haben wir vor. Als Start für die Beleuchtung schwebt uns der „Tag des offenen Denkmals“ im September vor. Aktionen wie diese können die Bedeutung des Hafens zusätzlich unterstreichen. Dafür reichen unsere Überlegungen sogar noch ein Stück weiter. Mein Wunsch wäre es, den Eingangsbereich so attraktiv zu gestalten, dass auch Fußgänger aus der Innenstadt in den Hafen kommen. Das bietet sich durch die räumliche Nähe eigentlich an. Der Hafen gehört zu den größten Schätzen unserer Stadt – und er hat es verdient, dass ihn noch mehr Menschen für sich entdecken.