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Wahlkampf: Was Verbände sich von Parteien abschauen können

Gerade war die Europawahl und die Parteien haben gezeigt, wie sie Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen. Was sich Verbände bei ihren Personalratswahlen von den Wahlkampfstrategien der Parteien abschauen können, besprechen wir hier im Blogartikel.

Die richtige Kommunikation kann im Wahlkampf entscheidend sein. Gerade konnten wir beobachten, wie die Parteien im Europawahlkampf versucht haben, Wählerinnen und Wähler von sich zu überzeugen. Wir klären im folgenden Text, was sich Verbände davon abschauen können. Welchen Einfluss haben Bildsprache und Social Media? Wie stellt man die Kandidierenden richtig vor und was kann die Beteiligung der Mitglieder beeinflussen?

1. Die Planung:

Bei den politischen Parteien unterscheidet man zwischen Vorbereitungsphase, Vorwahlkampfzeit und heißer Wahlkampfphase (Schlussphase). Die Vorwahlkampfphase der Parteien beginnt normalerweise etwa ein Jahr vor dem Wahltermin. Die sogenannte heiße Wahlkampfphase startet etwa sechs Wochen vor dem Wahltag. Auch für Verbände empfiehlt es sich, frühzeitig mit der Organisation z. B. der Personalratswahlen zu beginnen, klare Ziele zu formulieren und eine Strategie zu entwickeln, um diese zu erreichen.

Eine gute Planung sorgt dafür, dass in der heißen Wahlkampfphase alles bereit ist und sich die Wahlkämpfer nicht mehr um die Organisation kümmern müssen, sondern sich auf die Kommunikation mit Ihren möglichen Wählerinnen und Wählern konzentrieren können.

Zu einer guten Planung gehört auch, dass man sich als Erstes über die Zielgruppe klar wird. Als Verband vertreten Sie natürlich die Interessen Ihrer Mitglieder. Aber ob jemand Berufsanfänger ist oder kurz vor der Rente steht, ist ein Unterschied in Interessen und Bedürfnissen. Aufbauend auf einer Analyse dieser Interessen und Bedürfnisse entwickeln Sie Ihre Ziele und Ihre Strategie. Lesen Sie hier weiter, wenn Sie mehr über den Weg zu kommunikativen Zielen und einer Strategie erfahren möchten.

2. Bildsprache:

Parteien setzen im Wahlkampf auf visuelle Reize – also vor allem Bilder, Grafiken und Videos –, um ihre Botschaften zu transportieren. Kein Wunder, ein Bild erzeugt etwa 1.000 Wörter in unserem Kopf. Eine Minute eines Videos sogar ganze 1,8 Millionen Wörter. Der größte Teil des Internet-Verkehrs fällt auf Videoinhalte.

Ansprechende Bilder, Videos und Grafiken sind also auch für Verbände ein wirksames Mittel, um die Aufmerksamkeit der Mitglieder auf sich zu ziehen und ihre Wahlbeteiligung zu erhöhen. Eine gute Bildsprache kann die Werte und Ziele des Verbandes visualisieren und die Mitglieder emotional ansprechen.

Die Vorteile von Bildern gegenüber Text sind hier noch mal zusammengefasst:

  • Ein Bild wird vom Gehirn etwa viermal schneller verarbeitet als ein kurzer Text.
  • Bilder erklären einen Sachverhalt auf eine andere Art als ein Text und schaffen einen neuen Blickwinkel.
  • Sie ergänzen den Text um weitere Aspekte einer Geschichte oder vervollständigen die emotionale Ebene.
  • Sie wirken unterbewusst auf die Gefühle der Leserinnen und Leser. Im Internet ist dies besonders wichtig, denn häufig klickt der Betrachter innerhalb von Sekunden weiter.
  • Bilder sind universal verständlich. Unabhängig von Sprache, Verfassung und Alter. Nicht ohne Grund werden in der digitalen Kommunikation immer mehr Symbole – auch Icons genannt – verwendet.

Einen Leitfaden, wie Sie gute Bilder mit der Smartphone-Kamera erstellen, haben wir hier bereitgestellt.

3. Social Media:

Der Einsatz von Social Media spielte im Europawahlkampf eine große Rolle. Verbände können sich die Social-Media-Plattformen ebenfalls zunutze machen, um ihre Inhalte zu verbreiten und mit Mitgliedern in Kontakt zu treten.

Die Europäische Kommission startete die Social-Media-Kampagne #TellEurope, um die Bürgerinnen und Bürger dazu zu ermutigen, ihre Gedanken und Ideen zur Zukunft Europas zu teilen. #TellEurope ist ein Webinar-Format. Seit 2017 haben in bisher 181 Webinaren über 250.000 Menschen aus Europa und der Welt teilgenommen und so direkt mit politischen Entscheidungsträgern, Forschenden und Vertretern der Zivilgesellschaft gesprochen. Aufzeichnungen aller Webinare finden sich hier: https://www.youtube.com/c/EuropeCallingWebinars/videos

#TellEurope nutzt dabei das Instrument des Livestreamings und sogenannte Q&A-Sessions (auf Deutsch: Frage-und-Antwort-Runden), um direkt mit den Wählerinnen und Wählern in Kontakt zu treten und ihre Fragen zu beantworten. Verbände könnten ähnliche Formate nutzen, um mit ihren Mitgliedern über wichtige Themen zu diskutieren und sie für die Personalratswahlen zu sensibilisieren.

Anfangs waren die Kampagnen der Europäischen Union reine Informationskampagnen, die an den Wahltag erinnern wollten und Materialien geliefert haben. Die aktuellere Kampagne seit 2019 #useyourvote hat den Schwerpunkt, die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Dafür werden u. a. Videos in den sozialen Medien von bekannten oder bedeutenden Persönlichkeiten benutzt, die erklären, warum sie die Europawahl für wichtig halten.

2019 hat beispielsweise der Frankfurter Torwart Kevin Trapp mitgemacht.

2024 hat das Europäische Parlament diese Kampagne weitergeführt und unter anderem den deutschen Ex-Fußballer der Nationalmannschaft Philipp Lahm eingebunden.

Die Beispiele zeigen, durch den gezielten Einsatz von Social Media und die Umsetzung kreativer Kampagnen kann Interaktion gestärkt, die Wahlbeteiligung gesteigert und eine engere Bindung aufgebaut werden. Das gilt für Parteien, Institutionen und ebenso für Verbände. Indem sie sich von Kampagnen im Europawahlkampf inspirieren lassen und diese für ihre eigenen Zwecke anpassen, können Verbände eine effektive Kommunikationsstrategie für ihre Personalratswahlen entwickeln und damit erfolgreiche Ergebnisse einfahren.

4. Kandidaten präsentieren:

Politische Parteien präsentieren ihre Kandidaten oft mit einer gezielten Imagepflege, um eine positive und glaubwürdige Darstellung zu gewährleisten. Sie setzen auf professionelle Fotoshootings, authentische Biografien und persönliche Geschichten, um eine emotionale Bindung zu den Wählern herzustellen. Verbände können aus diesem Ansatz lernen, wie wichtig eine ansprechende und authentische Präsentation ihrer Kandidierenden ist. Indem sie ihre Kandidaten mit professionellen Fotos, aussagekräftigen Biografien und persönlichen Geschichten darstellen, können Verbände das Vertrauen ihrer Mitglieder stärken und eine starke Identifikation mit ihren Vertretern schaffen.

Des Weiteren sollten Verbände darauf achten, ihre Werte und Ziele klar und transparent zu kommunizieren, um das Vertrauen ihrer Mitglieder zu gewinnen. Eine klare Positionierung der Kandidaten in Bezug auf wichtige Themen und eine offene Kommunikation über ihre politischen Visionen können die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz steigern.

5. Umfragen:

Parteien nutzen häufig, vor allem während der Wahlkampfvorbereitung, Umfragen, um die Meinungen der Wählerinnen und Wähler zu erfassen und ihre Strategien anzupassen. Verbände sollten ebenfalls regelmäßig Umfragen durchführen, um das Stimmungsbild unter ihren Mitgliedern zu ermitteln und ihre Interessen besser zu vertreten. Lesen Sie hier, wie Sie Umfragen richtig einsetzen. Umfragen können auch dazu beitragen, die Wahlbeteiligung zu steigern, wenn sich Mitglieder durch ihre Teilnahme besser repräsentiert fühlen.

Über einzelne Maßnahmen hinaus ist es wichtig, Mitglieder frühzeitig, regelmäßig und transparent zu informieren. Durch eine offene Kommunikation, über Veranstaltungen und Diskussionen können die Mitglieder motiviert werden, sich aktiv einzubringen und ihre Stimme abzugeben. All diese Kommunikationsmaßnahmen können dazu führen, dass die Beteiligung an der Wahl steigt und Ihre Kandidierenden mit mehr Rückhalt in den jeweiligen Gremien vertreten sind.

Fazit

Verbände können von den Parteien im Europawahlkampf einige Methoden für ihre Wahlen übernehmen. Eine ansprechende Bildsprache, der gezielte Einsatz von Social Media, die Durchführung von Umfragen, eine durchdachte Planung und die aktive Einbindung der Mitglieder können dazu beitragen, die Wahlbeteiligung zu erhöhen und die Interessen der Mitglieder effektiver zu vertreten. So können Verbände langfristig erfolgreicher agieren und das Vertrauen ihrer Mitglieder in sie stärken.

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